Hundewissen einfach erklärt
10.08.2022 20:00

Warum Hunde nach Hause finden


In den Zapfen der Netzhaut im Hundeauge, die für den blauen und ultravioletten Farbbereich des Lichts zuständig sind, sitzt der „Magnetsinn“ des Hundes. 

Genauer gesagt, in den hier aktiven Protein Cryptochrom 1, ein nah verwandtes Protein vom Cryptochrom 1a - welches bei Vögeln dafür zuständig ist, dass diese das Magnetfeld der Erde sehen und sich an diesem orientieren können.

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Die Wissenschaft findet Hinweise

Forscher vom Max-Planck-Institut (MPI) fanden 2016 Hinweise darauf, dass es Füchsen beim finalen Beutesprung hilft. Füchse fangen ihre Beute (Mäuse) erfolgreicher, wenn sie diese aus Nord-Ost-Richtung anspringen.

Die Wissenschaftler vom MPI untersuchten 90 Säugetierarten auf die Häufigkeit des Proteins. Dabei zeigte sich, dass nur wenige Raubtiere und Affen das Protein im Auge, an den lichtempfindlichen Zapfenzellen besitzen. Dazu gehören die Hundeartigen wie Wolf, Hund, Bär, Fuchs, Marderhund, Otter, Frettchen, Steinmarder und Dachs, bei den Affen trägt es der Orang-Utan sowie einige Makaken (z.B. Rhesusaffe) und beim Menschen wird es vermutet.

Hingegen bei den katzenartigen Beutegreifern wurde kein aktives Cryptochrom 1 in den Zapfenzellen der Netzhaut im Auge gefunden.Interessant wäre hier die Klärung, ob Hyänen das Cryptochrom besitzen, zählen sie doch aufgrund ihres Schädelmerkmals - der runden Kopfform und der Beschaffenheit des Innenohres, insbesondere des Baus der Paukenhöhle, zu den katzenartigen Beutegreifern.Was wiederum Sinn macht, wenn man bedenkt, dass Hundeartige, Wölfe zum Beispiel, mitunter sehr weite Strecken auf ihren Beutezügen und zur Grenzsicherung ihres Territoriums zurücklegen und zum Bau mit den Welpen zurückfinden müssen. Katzen sind „Reviertreu“ und tun dies nicht.

Das Protein Cryptochrom 1 wird beim Hund durch Licht angeregt und die Forscher des MPI gehen davon aus, dass die Säugetiere die Magnetfelder zwar wahrnehmen aber nicht sehen können, sowie die Vögel dies vermögen. Aktive Cryptochrome 1 wurden nur bei zwei Säugetiergruppen gefunden, sehr zur Überraschung der Wissenschaftler, beiden Hundeartigen und Affen. Zwar reagieren auch andere Arten auf das Magnetfeld, wie etwa Mäuse und Fledermäuse, deren Zapfenzellen der Netzhaut (Auge) besitzen aber kein aktives Cryptochrom 1.

Hunde haben einen inneren Kompass

Hunde richten sich zur Orientierung immer wieder nach einer Nord-Süd-Achse aus, was man beim Kotabsatz sehr gut beobachten kann. Dies ist auch der Grund, warum sich Hunde dabei oft scheinbar ohne Grund um die eigene Achse drehen. Der sogenannte „Kompasslauf“, die physische Ausrichtung des eigenen Körpers entlang einer geomagnetischen Nord-Südachse, erhöhte die Zieleffizienz der Routenfindung des Hundes erheblich und ist entscheidend, um die „mentale“ Karte auszurichten.

In einem Experiment in 2018 ist es gelungen, Hunde zu trainieren einen Magneten zu finden. Es wurde „verblindet“ ausgeführt, um die Nutzung anderer Sinne weitgehend auszuschließen. 2020 durchgeführte Freilandexperimente mit GPS-ausgestatteten Hunden zeigten, dass die Hunde das Magnetfeld der Erde nutzen, um von unbekannten Orten zum Ausgangspunkt (Besitzer) oder nach Hause zu finden.

Durch die zeitliche und räumliche Orientierung am Magnetfeld der Erde, sowie durch das Gehör und die Nase gesetzte landschaftliche Bezugspunkte - besitzen Hunde eine sehr gute „innere“ Karte, welche sie auch weite Wege nach „Hause“ finden lässt.

Exkurs: Cryptochrome (von griechisch kryptós, „verborgen“ und chróma, „Farbe“) sind Flavoproteine oder auch Makromoleküle, die als Fotorezeptoren für blaues und bei Tieren auch für ultraviolettes Licht fungieren können. Obwohl schon über hundert Jahre bekannt ist, dass Pflanzen auf Blaulicht reagieren, wurde erstmals 1993 das Cryptochrom in Pflanzen identifiziert und seitdem auch in Tieren gefunden. Cryptochrome spielen eine Rolle bei der Aufrechterhaltung der circadianen Rhythmik (innere Uhr) bei Tieren und Pflanzen und bei der Magnetorezeption – der Wahrnehmung des Erdmagnetfeldes bei Tieren.

Bleiben Sie wissbegierig, Ihre Petra Puderbach© CanisLogisch®

Für www.Hundewelten.de  - Berufsbildungsinstitut für Hundetrainer

Quellen: Foto: Privat

(1) Nießner C, Denzau S, Malkemper EP, Gross JC, Burda H, Winklhofer M, Peichl (2016) L.Cryptochrome 1 in Retinal Cone Photoreceptors Suggests a Novel Functional Role in Mammals. (Cryptochrom 1 in retinalen Zapfen-Photorezeptoren deutet auf eine neuartige funktionelle Rolle bei Säugetieren hin)  Sci Rep. DOI: 10.1038/srep21848. Open Access  22 February 2016 / Stand 23.03.2020   https://www.nature.com/articles/srep21848 

(2) Wikipedia Cryptochrome Version 19.06.2021

(3) Kateřina BenediktováJana AdámkováJan Svoboda MichaelScott MalerLuděk BartošPetra NovákováLucie VynikalováVlastimil HartJohn PhillipsHynek Burda (2020) Magnetische Ausrichtung verbessert die Zielsucheffizienz von Jagdhunden eLife 9:e55080. https://doi.org/10.7554/eLife.55080 

(4) Martini S, Begall S, Findeklee T, Schmitt M, Malkemper EP, Burda H. 2018. Hunde können trainiert werden, um einen Stabmagneten zu finden. PeerJ 6:e6117 https://doi.org/10.7717/peerj.6117

(5) Mögliche Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Tiere und Pflanzen   Stand 22.04.2022     BfS - Stellungnahmen - Mögliche Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Tiere und Pflanzen https://www.bfs.de/DE/bfs/wissenschaft-forschung/emf/stellungnahmen/emf-tiere-und-pflanzen.html 

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